Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat in den letzten Monaten den Leitzins mehrmals gesenkt. Diese Entwicklung hat direkte Auswirkungen auf den Hypothekenmarkt und eröffnet interessante Finanzierungsmöglichkeiten. Doch die Situation ist komplex, und es lohnt sich, mögliche Missverständnisse und Risiken genauer zu betrachten.
Der aktuelle Zinstrend: Was bedeutet das für Hypothekarnehmer?
Seit Herbst 2023 befinden sich die Hypothekarzinsen wieder auf einem Abwärtstrend. Festhypotheken mit längeren Laufzeiten sind besonders günstig, während auch Saron-Hypotheken von den makroökonomischen Entwicklungen profitieren. Die inverse Zinskurve, eine ungewöhnliche Marktgegebenheit, hat sich in den letzten Monaten gefestigt.
Beispiele aktueller Hypothekarzinssätze:
- Zehnjährige Festhypothek: Derzeit bei rund 1,49 %, verglichen mit 2,2 % zu Jahresbeginn.
- Fünfjährige Festhypothek: Liegt aktuell bei etwa 1,27 %.
Attraktive Optionen: Festhypothek oder Saron-Hypothek?
Die Wahl des passenden Hypothekarmodells hängt stark von den individuellen Bedürfnissen und der Risikobereitschaft ab.
● Festhypotheken bieten Stabilität und Planbarkeit, besonders für langfristige Finanzierungen. Sie sind ideal, wenn Sicherheit Priorität hat.
● Saron-Hypotheken sind durch die derzeitigen Zinssenkungen attraktiv, bergen jedoch das Risiko von raschen Zinsanstiegen. Diese Option eignet sich für risikobewusste Kunden, die kurzfristig von tieferen Zinsen profitieren möchten.
Ein Mittelding zwischen beiden Varianten kann ebenfalls sinnvoll sein, insbesondere bei grösseren Finanzierungsvolumen.
Häufige Missverständnisse rund um Hypotheken
In Gesprächen mit Experten treten immer wieder falsche Annahmen auf, die zu suboptimalen Entscheidungen führen können. Hier die wichtigsten:
- Sinkende Leitzinsen bedeuten automatisch tiefere Hypothekarzinsen.
Ein Trugschluss. Viele Zinssenkungen der SNB sind bereits in den Marktpreisen eingerechnet. Zudem beeinflussen die Kreditmargen der Banken die tatsächlichen Hypothekarzinsen. - Zinsen bleiben langfristig tief.
Die niedrigen Zinsen der letzten Jahre haben bei vielen den Eindruck erweckt, dass dies der neue Standard ist. Historisch betrachtet gab es jedoch immer wieder Phasen deutlich höherer Zinsen. Auch wenn ein starker Anstieg momentan unwahrscheinlich ist, sollte dieses Szenario bei der Planung berücksichtigt werden. - Der Wechsel von Saron- zu Festhypotheken im richtigen Moment ist einfach.
Die Zinsentwicklung kann schnell und unvorhersehbar sein. Wer auf den „perfekten Zeitpunkt“ spekuliert, riskiert, letztlich schlechter abzuschneiden. - Versicherungen und Pensionskassen sind immer günstiger als Banken.
Diese Annahme stimmt nicht pauschal. Ein Marktvergleich ist unerlässlich, um die beste Offerte zu finden. - Die Staffelung der Hypothek ist immer sinnvoll.
Die Verteilung der Laufzeiten hat Vor- und Nachteile. Zwar wird so das Risiko einer Zinsanpassung minimiert, doch gleichzeitig bleibt man bei der Erneuerung an den ursprünglichen Anbieter gebunden. Verhandlungsspielräume können dadurch eingeschränkt werden. - Hypothekenzinsen sind nicht verhandelbar.
Die publizierten Zinsen der Kreditgeber sind oft „Schaufensterpreise“. Gut vorbereitete Kunden mit hoher Bonität haben Chancen auf günstigere Konditionen.
Wichtige Überlegungen vor dem Hypothekenabschluss
Angesichts der aktuellen Marktsituation sollten Hypothekarnehmer folgende Fragen für sich klären:
- Finanzielle Tragbarkeit: Ist die Hypothek auch bei einem Zinsanstieg langfristig tragbar?
- Zinsentwicklung: Welche Erwartungen habe ich an die zukünftige Zinsentwicklung?
- Flexibilität: Benötige ich eine Finanzierungslösung, die auf veränderte Lebenssituationen anpassbar ist?
Chancen nutzen, Risiken im Blick behalten
Die derzeitigen Zinssenkungen eröffnen spannende Möglichkeiten, verlangen aber auch eine fundierte Planung. Ein Beratungsgespräch und ein umfassender Marktvergleich sind unerlässlich, um die passende Lösung zu finden. Wer sich jetzt speditiv mit seiner Finanzstrategie auseinandersetzt, kann langfristig profitieren.