Nullzinsphase in der Schweiz – Jetzt richtig positionieren

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Die Schweizerische Nationalbank hat den Leitzins kürzlich auf null Prozent gesenkt. Damit beginnt eine neue Phase für die Finanzierung von Liegenschaften. Für Eigentümerinnen und Eigentümer stellt sich nun die Frage, wie sie ihre Hypothek optimal strukturieren – je nach Risikobereitschaft, Finanzierungsbedarf und persönlicher Strategie.

Zinsumfeld: Chancen für Hypothekarnehmer

Die aktuelle Zinssituation bietet interessante Möglichkeiten. Saron-Hypotheken sind besonders günstig – der zugrundeliegende Referenzzins liegt leicht im negativen Bereich. Da Banken jedoch einen sogenannten «Floor» bei null Prozent definieren, profitieren Hypothekarnehmer nicht direkt von negativen Saron-Werten. Dennoch bleibt der Effekt: Wer heute eine Saron-Hypothek abschliesst, zahlt effektiv nur die Zinsmarge. Diese liegt aktuell zwischen 0,60 und 0,70 Prozent – ein im historischen Vergleich sehr attraktives Niveau.

Saron-Hypothek: Für flexible und risikofähige Kunden

Saron-Hypotheken eignen sich für Hypothekarnehmer, die Zinsschwankungen aushalten können. Sie werden vierteljährlich angepasst und bieten damit laufend aktuelle Zinssätze. Die grosse Stärke dieser Variante liegt in ihrer Wandlungsfähigkeit: Wer eine Saron-Hypothek hält, kann jeweils zum Ende einer Zinsperiode (typischerweise drei Monate) in eine Festhypothek wechseln. So lässt sich bei einem prognostizierten Zinsanstieg rechtzeitig reagieren – ein wichtiges Instrument, um unerwartete Belastungen zu vermeiden.

Festhypothek: Sicherheit zu einem Preis

Die Festhypothek bietet Planungssicherheit – wer weiss, mit welchen monatlichen Kosten er über Jahre hinweg rechnen muss, kann sein Budget exakt kalkulieren. Diese Stabilität hat allerdings ihren Preis: Die Zinsen für Festhypotheken liegen derzeit je nach Laufzeit zwischen 0,90 und 1,20 Prozent – also deutlich höher als bei der Saron-Variante. Für Menschen mit geringerer Risikotoleranz oder in finanziell engen Verhältnissen ist diese Form der Finanzierung dennoch eine solide Wahl.

Mix-Strategien: Kombination aus Flexibilität und Stabilität

Wer sowohl von der Planbarkeit der Festhypothek als auch von der Preisattraktivität der Saron-Hypothek profitieren möchte, kann beide Varianten kombinieren. Diese Strategie setzt allerdings vertiefte Marktkenntnisse voraus. Insbesondere bei grösseren Kreditvolumen kann ein Mix helfen, das Zinsänderungsrisiko zu streuen. Dabei lassen sich Fälligkeiten über mehrere Jahre verteilen – was Schwankungen im Zinsumfeld abfedern kann. Für kleinere Hypothekarbeträge ist der Aufwand allerdings oft nicht gerechtfertigt. Hier ist eine klare Struktur meist sinnvoller.

Planung über die Jahre hinweg

Ein Blick zurück zeigt die langfristige Attraktivität der Saron-Hypothek: Zwischen 2020 und 2025 lagen die durchschnittlichen Kosten für ein Saron-finanziertes Portfolio bei 0,97 Prozent. Im Vergleich dazu wies ein in gleichmässigen Tranchen aufgebautes Festhypothekenportfolio mit fünfjähriger Laufzeit durchschnittliche Kosten von rund 1,3 Prozent auf. Die tiefere Belastung über einen längeren Zeitraum spricht klar für die Saron-Variante – allerdings nur für jene, die mit temporären Zinsspitzen umgehen können.

Dynamik der Zinsbildung verstehen

Während sich der Saron direkt an den kurzfristigen Geldmarktzinsen orientiert und durch die SNB beeinflusst wird, ist die Festhypothek stärker vom Marktgeschehen abhängig. Hier spielen unter anderem die Renditen von Bundesobligationen, die Zinskurve und die Swap-Sätze eine zentrale Rolle. Diese Faktoren entziehen sich grösstenteils der direkten Steuerung durch die Nationalbank – entsprechend können sich Festhypothekenpreise unabhängig vom Leitzins bewegen.

Laufzeitstrategie bei Festhypotheken

Wer auf Festhypotheken setzt, hat mehrere Möglichkeiten zur Strukturierung: Entweder wird die gesamte Hypothek auf einmal abgeschlossen – mit dem Risiko, bei Ablauf ungünstigen Konditionen ausgesetzt zu sein. Oder man verteilt die Summe auf mehrere Tranchen mit gestaffelten Laufzeiten. Diese Methode gleicht Zinsrisiken über die Zeit hinweg aus, erfordert aber eine vorausschauende Planung. Auch Mischformen sind möglich, etwa eine Kombination aus kurzfristigen und langfristigen Laufzeiten, je nach individuellen Bedürfnissen.

Fazit: Massgeschneiderte Finanzierung ist Trumpf

Die Entscheidung zwischen Saron- und Festhypothek – oder einer Kombination davon – hängt stark vom Risikoprofil, der finanziellen Situation und der Affinität zum Thema ab. Wer bereit ist, sich mit der Materie auseinanderzusetzen, kann seine Finanzierung sehr flexibel und vorteilhaft gestalten. Für andere ist die sichere Planbarkeit einer Festhypothek wertvoller als mögliche Einsparungen bei Zinsschwankungen. Klar ist: Die Nullzinsphase eröffnet attraktive Spielräume – doch sie verlangt auch nach gut überlegten Entscheidungen.

Beratung hilft, Fehlentscheidungen zu vermeiden

Es ist wichtig, die eigene Situation gründlich zu analysieren, bevor ein Finanzierungsentscheid getroffen wird. Eine neutrale Beratung kann helfen, Chancen zu erkennen und Risiken realistisch einzuschätzen. Gerade in einem volatilen Umfeld wie dem aktuellen ist es entscheidend, eine Hypothekarstrategie zu verfolgen, die sowohl zur Liegenschaft als auch zur Lebenssituation passt.

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